In diesem Artikel geht es darum, was Wissenschaftskommunikation ist, was sie nicht ist, wieso sie gerade für Nachwuchswissenschaftler*innen essenziell ist und wie Sie als Wissenschaftsmanager*in die Wissenschaftskommunikation an Ihrer Hochschule stärken können.
Wissenschaftskommunikation hat in den letzten Jahren - auch schon vor der Corona-Pandemie - starken Aufwind erhalten und stellt einen wichtigen Aspekt in der heutigen Gesellschaft dar. Es geht darum, wissenschaftliche Erkenntnisse und Entdeckungen so zu präsentieren, dass sie von einem breiten Publikum und verschiedenen Zielgruppen verstanden und angenommen werden können. Dies ist von besonderem Interesse, da wissenschaftliche Fortschritte oft Auswirkungen auf die Gesellschaft haben und es wichtig ist, dass die Öffentlichkeit informiert und engagiert ist. Dieser Blogartikel richtet sich an alle Personen aus der Hochschullandschaft, die an Wissenschaftskommunikation interessiert sind und Lust haben, darüber etwas zu erfahren. Nach Lesen des Artikels können Sie die Basics von Wissenschaftskommunikation verstehen und zu anderen Kommunikationsformen abgrenzen.
Was genau ist Wissenschaftskommunikation?
Wissenschaftskommunikation ist die Vermittlung von wissenschaftlichen Erkenntnissen und Entdeckungen an verschiedene Zielgruppen. Dies umfasst sowohl die Vermittlung von Fachwissen als auch die Vermittlung von Hintergrundwissen, das notwendig ist, um die Erkenntnisse zu verstehen und einzuschätzen. Wissenschaftskommunikation ist im Kontext der Hochschule von großer Bedeutung, da sie dazu beiträgt, den Transfer von Forschungsergebnissen in die Gesellschaft zu fördern. Durch klare und prägnante Kommunikation können Hochschulen ihre Forschungsergebnisse verschiedenen Zielgruppen in der Öffentlichkeit verständlich vermitteln und das Interesse an ihren Arbeiten wecken. Außerdem kann eine gute Wissenschaftskommunikation dazu beitragen, die Sichtbarkeit und das Ansehen der Hochschule zu erhöhen, was wiederum für die Gewinnung von Fördermitteln und Forschungspartnerschaften von Vorteil ist. Auch mit der neuen Runde der Exzellenzstrategie wird die Wissenschaftskommunikation einen wichtigen Anteil an der Evaluation der eingereichten Anträge einnehmen. Universitäten sind hierbei gut beraten, der Wissenschaftskommunikation ebenfalls einen wichtigen Stellenwert einzuräumen, um Exzellenzcluster und den Status einer Exzellenzuniversität zu erhalten.
Die Wissenschaftskommunikation kann in zwei Bereiche eingeteilt werden: Bei der internen Wissenschaftskommunikation geht es um die Kommunikation von wissenschaftlichen Inhalten innerhalb der wissenschaftlichen Community. Das kann zum Beispiel eine wissenschaftliche Konferenz sein oder eine Publikation in einem Journal. Bei der externen Wissenschaftskommunikation werden wissenschaftliche Inhalte einer wissenschaftsfernen Zielgruppe kommuniziert. Als Beispiele hierfür können Pressemitteilungen, Science Slams oder öffentliche Vorträge genannt werden. Eine wichtige Komponente der Wissenschaftskommunikation ist die Verständlichkeit der präsentierten Informationen. Wissenschaftskommunikation sollte sich an die Regeln zur guten Wissenschafts-PR halten.
Was ist keine Wissenschaftskommunikation?
Es gibt auch viele Beispiele für das, was nicht als Wissenschaftskommunikation gilt. Hier bedarf es einer wichtigen Abgrenzung.
Einige Beispiele sind:
Sensationsberichterstattung: Wissenschaftliche Erkenntnisse werden oft verzerrt oder übertrieben dargestellt, um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit zu gewinnen. Dies führt oft dazu, dass die tatsächlichen Ergebnisse der Studie verfälscht werden und die Öffentlichkeit falsche Schlüsse zieht.
Pseudowissenschaft: Es gibt viele Ansprüche, die als "wissenschaftlich" bezeichnet werden, aber keine wissenschaftlichen Methoden verwenden. Diese Ansprüche können oft nicht überprüft werden und haben keine wissenschaftliche Grundlage.
Ein häufiger Fehler ist die Annahme, dass Wissenschaftskommunikation dasselbe ist wie die Verbreitung von populärwissenschaftlichen Inhalten. Populärwissenschaftliche Inhalte sind zwar nützlich, um das Interesse der Öffentlichkeit zu wecken, sie sind jedoch keine Wissenschaftskommunikation. Wissenschaftskommunikation bezieht sich auf die Vermittlung von wissenschaftlichen Erkenntnissen, Fakten und Informationen an die Öffentlichkeit und andere Wissenschaftler*innen. Es geht darum, wissenschaftliche Erkenntnisse verständlich und zugänglich zu machen, um das Bewusstsein für wichtige Themen zu schärfen und die Entscheidungsfindung zu unterstützen.
Warum Nachwuchswissenschaftler*innen Wissenschaftskommunikation beherrschen sollten?
Ergebnisse des Wissenschaftsbarometers 2022 (siehe Abbildung) zeigen, dass Forschende eigene Erkenntnissen ihrer Forschung an die Öffentlichkeit berichten sollen. Ebenfalls ist es wichtig, dass sie ihre verwendeten Methoden und die gesellschaftlichen Auswirkungen ihrer Ergebnisse mit den Bürger*innen teilen. Durch klare und prägnante Kommunikation können sie das Interesse an ihrer Arbeit wecken und wichtige Beiträge zur Gesellschaft leisten. Darüber hinaus kann eine gute Wissenschaftskommunikation auch dazu beitragen, Zuschüsse und Fördermittel zu erlangen, was für den Fortschritt in der Forschung von großer Bedeutung ist. Kurz gesagt, beherrschte Wissenschaftskommunikation ist ein unverzichtbares Instrument für den Erfolg von Nachwuchsforschenden.
Fünf Mythen der Wissenschaftskommunikation
Viele Forschende und Interessierte an der Wissenschaftskommunikation arbeiten oft mit Vorbehalten oder falschen Erwartungen, wenn sie zum ersten Mal wissenschaftliche Inhalte kommunizieren. Hier räumen wir ein paar Mythen aus der Wissenschaftskommunikation aus dem Weg.
Wissenschaftskommunikation ist nur für Wissenschaftler*innen relevant: Ein häufiger Mythos ist, dass Wissenschaftskommunikation nur für Wissenschaftler*innen relevant ist und dass die Öffentlichkeit kein Interesse daran hat. Dies ist jedoch falsch. Wissenschaftskommunikation ist wichtig, um die Öffentlichkeit über wissenschaftliche Erkenntnisse zu informieren und ihr das Verständnis für wichtige Themen zu erleichtern.
Wissenschaftskommunikation muss "aufgepeppt" werden, um interessant zu sein: Ein weiterer Mythos ist, dass Wissenschaftskommunikation langweilig und schwer verständlich ist und deshalb "aufgepeppt" werden muss, um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit zu gewinnen. Dies kann jedoch dazu führen, dass wichtige Details verloren gehen und die Ergebnisse der Studie verfälscht werden. Wissenschaftskommunikation sollte präzise und genau sein, um die Öffentlichkeit richtig zu informieren.
Wissenschaftskommunikation ist nur für die Verbreitung von positiven Ergebnissen zuständig: Ein weiterer Mythos ist, dass Wissenschaftskommunikation nur dazu verwendet werden sollte, positive Ergebnisse der Studie zu verbreiten. Dies ist jedoch falsch. Wissenschaftskommunikation sollte alle Ergebnisse der Studien, auch negative oder unerwartete, präzise und genau kommunizieren.
Wissenschaftskommunikation ist teuer und zeitaufwendig: Ein weiterer Mythos ist, dass Wissenschaftskommunikation teuer und zeitaufwendig ist und daher nur von großen Institutionen oder Unternehmen durchgeführt werden kann. Dies ist jedoch nicht der Fall. Wissenschaftskommunikation kann auf verschiedene Weise und mit unterschiedlichen Mitteln durchgeführt werden, von der Verwendung von Sozialen Medien bis hin zu Veranstaltungen und Workshops. Es ist wichtig, die richtigen Mittel für die Verbreitung wissenschaftlicher Erkenntnisse zu wählen, anstatt sich von Annahmen über Kosten und Zeitaufwand abschrecken zu lassen.
Wissenschaftskommunikation ist politisch neutral: Ein weiterer Mythos ist, dass Wissenschaftskommunikation politisch neutral ist und keine Auswirkungen auf die Gesellschaft hat. Dies ist jedoch nicht der Fall. Wissenschaftliche Erkenntnisse können Auswirkungen auf politische Entscheidungen und gesellschaftliche Prozesse haben und Wissenschaftskommunikation kann dazu beitragen, diese Auswirkungen zu verstehen und zu diskutieren. Wissenschaftskommunikation ist nicht politisch neutral, sondern sollte die Auswirkungen von wissenschaftlichen Erkenntnissen auf die Gesellschaft transparent und verständlich darstellen.
Wie können Sie WISSENSCHAFTSKOMMUNIKATION an ihrer Hochschule stärken?
Als Wissenschaftsmanager*in an einer Universität haben Sie die Verantwortung, die Verbreitung wissenschaftlicher Erkenntnisse innerhalb und außerhalb Ihrer Institution zu fördern. Ein wichtiger Teil dieser Arbeit ist die Wissenschaftskommunikation. Doch wie kann man die Wissenschaftskommunikation an der eigenen Universität stärken? Hier sind drei Beispiele:
Schaffung von Ressourcen für Wissenschaftskommunikation: Eine Möglichkeit, Wissenschaftskommunikation an der eigenen Universität zu stärken, besteht darin, Ressourcen bereitzustellen, die Wissenschaftler*innen dabei unterstützen, ihre Erkenntnisse an die Öffentlichkeit zu vermitteln. Dies kann beispielsweise die Schaffung von Schulungen, Workshops und Leitfäden für Wissenschaftskommunikation beinhalten. Wissenschaftler*innen können so lernen, wie sie ihre Erkenntnisse verständlich und zugänglich präsentieren können, um das Bewusstsein für wichtige Themen zu schärfen und die Entscheidungsfindung zu unterstützen.
Förderung von Wissenschaftskommunikation: Es ist wichtig, Wissenschaftler*innen dafür zu belohnen und zu fördern, dass sie ihre Erkenntnisse an die Öffentlichkeit vermitteln. Dies kann beispielsweise durch die Schaffung von Preisen und Auszeichnungen für Wissenschaftskommunikation erreicht werden. Durch diese Anreize werden Wissenschaftler*innen motiviert, ihre Erkenntnisse breiter zu verbreiten und mehr Zeit und Ressourcen in die Wissenschaftskommunikation zu investieren.
Einbindung der Öffentlichkeit: Eine weitere Möglichkeit, Wissenschaftskommunikation an der eigenen Universität zu stärken, besteht darin, die Öffentlichkeit in den Prozess der Wissenschaftskommunikation einzubinden. Dies kann beispielsweise durch die Durchführung von Veranstaltungen und Workshops, die sich an die Öffentlichkeit richten, oder durch die Schaffung von Praktikums- und Volontariatsmöglichkeiten für die Öffentlichkeit erreicht werden. Dadurch können Wissenschaftler*innen direkt mit der Öffentlichkeit in Kontakt treten und ihre Erkenntnisse auf eine Weise präsentieren, die für die Öffentlichkeit verständlich und relevant ist. Auch die Öffentlichkeit hat dadurch die Möglichkeit, direkt an wissenschaftlichen Projekten und Studien teilzunehmen und somit ein tieferes Verständnis für wissenschaftliche Themen zu erlangen.
Fazit: Das Wichtigste zu Wissenschaftskommunikation an Hochschulen auf einen Blick
Insgesamt lässt sich sagen, dass die Stärkung der Wissenschaftskommunikation an einer Universität eine kontinuierliche Anstrengung sein sollte, die sowohl von Wissenschaftsmanager*innen als auch von Forschenden unterstützt wird. Durch die Schaffung von Ressourcen, die Förderung von Wissenschaftskommunikation und die Einbindung der Öffentlichkeit kann die Verbreitung wissenschaftlicher Erkenntnisse verbessert und das Verständnis der Öffentlichkeit für wichtige Themen gestärkt werden.
Über Elisabeth Jurack
Dr. Elisabeth Jurack ist Expertin für Wissenschaftskommunikation. Als assoziierte Trainerin bei Lukas Bischof Hochschulberatung gibt sie Seminare für Wissenschaftskommunikation für die strukturierte Doktorand’innen Ausbildung sowie die Personalentwicklung. Ihre Schwerpunkte liegen hierbei auf Online Kommunikation von wissenschaftlichen Inhalten (via Twitter, LinkedIn und co.) und auf einer strukturierten Einführung in das Themengebiet der Wissenschaftskommunikation. Nehmen Sie hier Kontakt auf.