Mit Statusspielen an Hochschulen souverän umgehen

Team diskutiert

Im Idealfall sind wir in unserem professionellen Umfeld souverän und sicher. Wir wissen, was wir können. Wir lassen uns zwar gerne auf konstruktive Diskussionen ein, aber nicht einschüchtern. Uns ist klar, dass wir nie perfekt sind (wie alle anderen auch nicht), aber sehr gut. Und wir haben Freude am Austausch und am Weiterkommen gemeinsam mit unserem Team.

Leider gibt es diesen Idealfall nicht. In der Realität müssen wir mit ganz anderen Dingen zurechtkommen: mit Spielen um Status und Macht, mit Konkurrenz, mit ungeahnten Situationen, die uns zurückwerfen, die uns um die Früchte unserer Arbeit bringen, mit Provokationen und Ungerechtigkeiten und vielem mehr.


Was sind Statusspiele und wieso werden sie gespielt?

In der Hochschulrealität fühlen sich viele Akteur:innen oft gebremst, klein und eingeschüchtert und zweifeln an sich selbst. Sich nicht einbringen zu können, anderen die Bühne zu überlassen und nicht die beste Version seiner selbst zeigen zu können, sind die Folgen von Status- und Machtspielen. Zu den Störungen und Provokationen von außen gesellen sich dann oft noch innere Blockaden und Glaubenssätze: “Ich muss perfekt sein.” “Andere sind viel besser als ich”. “Was ich zu sagen habe, interessiert eigentlich keinen.”

So verstehen Sie, welche Spiele gespielt werden

Schachfiguren

Auf den ersten Blick scheint es so, als wären die Machtspiele an Hochschulen reine Willkür und folgten keinen Regeln.  Dem ist aber nicht so. Es wirken dort Prinzipien, die sich erkennen lassen. Kommunikation und Strukturen in Hierarchien haben Spielregeln. Wenn wir sie kennen, können wir selbst entscheiden, wie wir agieren. Und wenn wir diesen Entscheidungsspielraum wiedergewonnen haben, haben wir unsere innere Souveränität wieder zurückgewonnen.

Der Status-Spieler hadert nicht mit unliebsamen Situationen, sondern betrachtet sie als Einladungen zu Status-Spielen
— Tom Schmitt, Michael Esser: “Statusspiele. Wie ich in jeder Situation die Oberhand behalte”
 

5 Gründe, warum Sie in Statusspielen bislang den Kürzeren ziehen

  • Sie kennen die Regeln der Machtspiele nicht. Machtspiele laufen nach ihren eigenen Regeln ab. Kennen Sie diese, können Sie das Verhalten anderer einschätzen und adäquat darauf reagieren

  • Sie lassen sich von anderen in den Niedrigstatus bringen und verlieren Ihr Selbstvertrauen. Wenn Ihr Gegenüber sehr dominant im Hochstatus auftritt, haben wir die Wahl, einen eigenen niedrigen Status zu akzeptieren, oder aber in die Aushandlung unseres relativen Status einzusteigen. Möglicherweise war Ihnen dies bislang nicht bewusst oder aber Sie haben sich bisher nicht getraut auf Ihrem Status zu bestehen.

  • Sie konzentrieren sich allein auf den Inhalt Ihrer Arbeit. In einer wissenschaftlichen Ausbildung lernen wir, dass es nur auf eines ankommt: Exakte und gute inhaltliche Arbeit zu machen. Die meisten erkennen erst im Berufsleben, dass die eigene Kompetenz und die Qualität der eigenen Arbeit nur eine Quelle von Status ist. Ignorieren Sie nicht die Bedeutung von Macht und Status!

  • Sie unterschätzen Beziehungen und Networking. Wir Menschen sind soziale Wesen und organisieren uns stets in Statushierarchien. Gute Beziehungen zu wichtigen Personen erlauben es Ihnen, mit anderen in Koalitionen zu agieren. Möglicherweise haben Sie dies bislang zu wenig genutzt.

  • Sie glauben, Sie müssten extravertiert sein, um im Statusspiel Erfolg zu haben. Sicher, extravertierten Personen gelingt es oft leichter, schnell Beziehungen zu anderen aufzubauen. Die meisten Menschen an Hochschulen sind jedoch eher introvertiert. Klare eigene Werte und Ziele, ein sicheres Auftreten und ein Blick für die Interessen aller, erlauben jedoch auch Ihnen als introvertiertem Menschen, sich im Statusspiel durchzusetzen.


5 Wege zur Souveränität im Statusspiel

  1. Betrachten Sie das Statusspiel als Spiel. Sehen Sie sich als Spieler:in in einem Spiel! Beschäftigen Sie sich mit den Spielzügen und “Regeln” des Spiels. Das schafft eine gewisse persönliche Distanz zum Geschehen. So können Sie lernen, es sogar zu genießen, anstatt sich davon unter Druck setzen zu lassen.

  2. Erkennen Sie Ihre eigene Macht. Erkennen Sie, was Ihr Gegenüber von Ihnen braucht und wo er (oder sie) von Ihnen abhängt! Indem Sie erkennen, dass Sie eigene Machtressourcen haben, merken Sie, dass Sie dem Spiel keineswegs hilflos ausgeliefert sind. 

  3. Nutzen Sie die Stärken Ihrer Persönlichkeit. Status wird unter anderem über Körpersprache, Berührungen, Stimme, Gang, Reden, Inhalt von (Helden)Geschichten transportiert. Indem Sie Ihre eigenen Stärken und Fähigkeiten bewusst einsetzen, können Sie Ihren Status erhöhen und Ihre Souveränität demonstrieren.

  4. Lernen Sie klare Grenzen zu setzen: Indem Sie Klarheit über Ihre eigenen Standpunkte und Grenzen gewinnen, können Sie zeigen, dass Sie sich selbst und Ihre Bedürfnisse respektieren. So gewinnen Sie Respekt und Status.

  5. Statuskommunikation bewusst einsetzen: Expertimentieren Sie bewusst mit Hoch- oder Tiefstatus. Üben Sie in Begegnungen im Alltag, bewusst Hochstatus- und Tiefstatuskommunikation einsetzen. Experimentieren Sie mit Kleidung, Körpersprache und ihrer Stimme. Souveränität entsteht aus dem Wissen, Optionen zu haben!

Fazit: Das Wichtigste zu Statusspielen auf einen Blick

Statusspiele und ihre Akteure zu erkennen, ist mit den nötigen Kenntnissen nicht schwierig. Und mit ein wenig Übung gelingt es, einen eigenen Weg und eine eigene Haltung innerhalb dieser Konstellationen zu finden. Um unseren eigenen Status zu definieren, müssen wir immer wieder aufs Neue entscheiden: Möchte ich Sympathie oder Respekt? Wenn wir das für uns herausgefunden haben, lassen sich auch leicht die richtigen Arten der Kommunikation finden.



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Über Meike Zöger

Dr. Meike Zöger ist Senior Partnerin der Lukas Bischof Hochschulberatung. Nach mehrjähriger Führungserfahrung im Bereich Unternehmens- und Hochschulkommunikation ist Dr. Meike Zöger seit mehr als 15 Jahren als Beraterin, Trainerin, Mentorin und Coach tätig.

In ihren Beratungen, Workshops, Mentorings und Coachings geht es um Kommunikation (z.B. Rhetorik, Moderation, Präsentation, souveränes Auftreten, Gesprächsführung, Verhandeln, Konfliktmanagement) sowie Teamentwicklung und Führung.

Seit einigen Jahren bietet sie Workshops und Coachings speziell für Frauen an, damit sie im universitären Umfeld sichtbarer und durchsetzungsstärker werden.

Sie haben Fragen und Interesse an ihrer Arbeit oder interessieren sich für eine Begleitung durch Dr. Meike Zöger? Nehmen Sie gerne Kontakt per Mail auf.