In den letzten Jahren hat die Arbeitswelt durch Corona einen unwiderruflichen Wandel durchlebt - einer dieser Wendepunkte, die für immer unsere Realität, Gewohnheiten und Lebensstil verändern. Noch vor 5 Jahren war es undenkbar, eine Arbeit aus 3000 km Entfernung zu 100% remote (und dennoch erfolgreich!) auszuführen. Selbst wenn wir uns nicht ganz so weit weg von unserem Arbeitsplatz aufhalten, hat mittlerweile nahezu jede*r von uns die Wahl, mehrere Wochentage im Smart Working zu Hause zu verbringen.
In der Trainings- und Coaching Branche haben auch wir 2020 in Windeseile neueste Online Formate entwickeln müssen und auch selbstgesteuertes Lernen in Form von E-Learnings feierte eine wahre Blütephase. Erste Anläufe existieren bereits seit mehreren Jahrzehnten und haben sich mit der fortschreitenden Entwicklung des Internets stetig weiter gereift. Kaum eine*r hätte sich jedoch ausmalen können, wie rasant diese Entwicklung vonstattengehen würde.
Einsatzzwecke von E-Learnings
In der Personalentwicklung der Wirtschaft gehören E-Learning-Formate mittlerweile zum Grundinventar. Sie erreichen nun zunehmend auch die Hochschulwelt. Dabei haben sie Zielgruppen auf den unterschiedlichsten Ebenen - von der Verwaltung über das Präsidium bis hin zu Professor*innen, wissenschaftlichen Mitarbeitenden, Doktorand*innen und Post-Docs.
Es sei vorab gesagt, dass diese Formate keine “echte Interaktion” mit professionellen Trainer*innen ersetzen können, jedoch bieten sie viele Vorteile, die mittlerweile nicht mehr von der Hand zu weisen sind. Dieser Artikel nennt einige dieser Vorteile, vor allem in Anbetracht dessen, dass sie nicht mehr wegzudenken sind und uns in Zukunft stetig begleiten werden.
E-Learning kann eine Vielzahl von Themen behandeln, wie beispielsweise Soft Skills Grundlagen, allgemeine Grundfähigkeiten oder auch fachspezifische Inhalte. Der große Vorteil besteht darin, dass sie den Lernstoff in kleinen Stückchen aufbereiten. E-Learnings eignen sich eher dazu, einfache Inhalte zu vermitteln und einzuüben. Abruf und Wiederholung von Inhalten erhöhen nachweislich den Lerneffekt.
Vor- oder Nachbereitung von Trainings: Während es keinen Ersatz gibt für die anregende Vielseitigkeit, den Erfahrungsaustausch und die umfassende Lernerfahrung eines interaktiven Workshops mit Trainer*in, sind E-Learnings ideal für deren Vor- oder Nachbereitung.
Diversität und Inklusion: Interaktive E-Learnings können auch dazu beitragen, die Diversität und Inklusion im Hochschulkontext zu fördern, indem sie barrierefreie Lernumgebungen schaffen und für alle Teilnehmer*innen gleichermaßen zugänglich sind. Sie können leicht in verschiedenen Sprachen bereitgestellt werden und erlauben online einen völlig zeit- und ortsunabhängigen Zugang zu den Inhalten.
Selbstgesteuertes Lernen: E-Learnings können zudem die Motivation und Zufriedenheit der Mitarbeitenden steigern, da sie autonom und in ihrem eigenen Tempo lernen können. Darüber hinaus können sie immer wieder auf die Inhalte zugreifen und somit die Inhalte mehrfach wiederholen und festigen.
Kosteneffizienz und Reichweite: Ein weiterer Vorteil von E-Learnings ist die Kosteneffizienz im Vergleich zu traditionellen Schulungen. Während bei herkömmlichen Schulungen oft hohe Kosten für Anreise, Unterkunft und Verpflegung anfallen, können E-Learnings von jedem Ort mit Internetzugang aus absolviert werden. Auch die Erstellung von Lernmaterialien und die Durchführung von Schulungen können kostengünstiger gestaltet werden, da sie einmal erstellt und dann mehrfach genutzt werden. So können Hochschulen langfristig Geld sparen und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bzw. Studierenden effektiver schulen. Es können tausende von Lizenzen günstig erworben oder das E-Learning komplett auf dem eigenen Lernsystem gehostet werden. Dies würde ermöglichen, über Jahre (und ggf. Jahrzehnte) von “Evergreen”-Inhalten zu profitieren und sie Tausenden von Mitarbeiter*innen zur Verfügung zu stellen.
Für welche Themen eigenen sich selbstgesteuerte E-Learnings?
Selbstgesteuertes Lernen mittels E-Learnings wird bereits erfolgreich in der Personalentwicklung in der Wirtschaft eingesetzt. Unternehmen stellen ihren Angestellten digitale Lernmöglichkeiten zur Verfügung, um ihre Fähigkeiten und Kompetenzen zu verbessern.
E-Learning kann beispielsweise verwendet werden, um Mitarbeiter*innen in wichtigen Themen wie Compliance, Datenschutz oder Arbeitssicherheit zu schulen oder sie in neue Technik, neue Technologien oder Verfahren einzuführen. Überdies werden sie zunehmend für die Vermittlung von spezifischen Führungs- und Kommunikationsskills (z.B. “Feedback geben”; “Personalgespräche führen”), Vertriebskompetenzen und Projektmanagement verwendet. Die Themenvielfalt ist nahezu unendlich.
Erfolgsfaktoren guter E-Learnings
Um eine effektive Wissensvermittlung zu gewährleisten und das eigenständige Lernen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu fördern, ist es besonders wichtig, selbstgesteuerte E-Learning-Angebote als wirklich interaktive Lehr- und Lernformen zu entwickeln. Einige Beispiele solcher interaktiver Elemente sind Quizfragen, Videos, Animationen, Simulationen, Rollenspiele und Diskussionsforen. Durch diese interaktiven Elemente wird das Lernen abwechslungsreicher und es entsteht eine aktive Kommunikation unter den Teilnehmer*innen. Diskussionsforen können zum Beispiel verwendet werden, um gegenseitig Feedback zu geben, Diskussionen zu führen und sich über das Gelernte auszutauschen und so den Transfer des Gelernten zu verbessern.
Wie bei jeder Lernmethode gibt es auch bei E-Learnings einige Einschränkungen zu beachten. So kann es beispielsweise schwierig sein, eine motivierende Lernatmosphäre zu schaffen, wenn die Teilnehmerinnen und Teilnehmer alleine vor dem Computer sitzen. Auch kann es zu technischen Schwierigkeiten kommen, wenn beispielsweise die Internetverbindung nicht stabil genug ist oder die verwendete Lernplattform nicht intuitiv genug gestaltet ist. Deshalb ist es wichtig, bei der Implementierung von E-Learning-Angeboten auf eine sorgfältige Planung und eine qualitativ hochwertige Umsetzung zu achten.
Insgesamt zeigt sich, dass E-Learning ein flexibles Werkzeug ist, das sowohl im akademischen als auch im wirtschaftlichen Kontext genutzt werden kann. Es bietet zahlreiche Vorteile, darunter eine flexible und eigenständige Lernumgebung, eine Anpassung an die Bedürfnisse der Lernenden und eine zeit- und kosteneffiziente Schulung.
Lilia Tripodi ist Trainerin der Lukas Bischof Hochschulberatung. Hier fokussiert sie sich auf Workshops zu den Themen Kommunikation, Führung und Teamentwicklung. Schwerpunkte sind dabei authentische Präsenz, Überzeugungskraft, Stimme, Konfliktmanagement, sowie emotionale Intelligenz und Teambuilding.
Aktuell arbeitet sie gezielt an der Realisation eines E-Learnings über Energiemanagement und Atmung. Ihre Vision ist es, durch die Recherche von relevanten Themen an Hochschulen, das Angebot der Lukas Bischof Hochschulberatung im Bereiche E-Learnings aufzubauen und stetig zu ergänzen.